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Vegetationsgeschichte Eisenzeit
Vegetationsgeschichtliche Untersuchungen zu eisenzeitlichen Umweltveränderungen und der landwirtschaftlichen Expansion im Mittelgebirgsraum
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Laufende Arbeiten



Der Glauberg und die Wetterau

Die palynologischen Arbeiten im Glauberggebiet im Rahmen des SSP sind abgeschlossen. Alle berücksichtigten Pollendiagramme (Mönchborn, Dorfwiese, Salzwiese, Heegheim und Büches) stammen aus Auen und liegen 1,5 (Heegheim und Büches), 15 km (Dorfwiese), 17 km (Mönchborn) und 25 km (Salzwiese) vom Glauberg-Plateau entfernt (vgl. Abb.). Es handelt sich durchweg um Niedermoore.
Zur Illustration der Landnutzung ab der späten Bronzezeit sollen zunächst drei der erarbeiteten Pollendiagramme anhand nur eines einzigen Parameters, dem Baumpollen/Nichtbaumpollen-Verhältnis, verglichen werden. Damit können die anthropogenen Einflüsse auf die vorgeschichtliche Vegetation stark vereinfacht, aber deutlich veranschaulicht werden.


In den Balkendiagrammen (vgl. Abb. NBP) sind die gemittelten Nichtbaumpollen-Werte aus drei Profilen, die unterschiedliche naturräumliche Einheiten repräsentieren, dargestellt: nämlich das Lößzentrum mit dem Profil Salzwiese sowie die östlichen Randlagen mit den Profilen Heegheim und Mönchborn. Die Prozentwerte der Nichtbaumpollen liegen im Zentrum der Wetterau bereits in der Urnenfelderzeit bei über 30%, während in den Randlagen rund 17% ermittelt wurden.
In der Hallstattzeit zeigen dann die Profile Mönchborn und Heegheim eine deutliche Steigerung des Nichtbaumpollen-Anteils. Die Werte erreichen mit rund 25% ein ähnliches Niveau wie in den zentralen Lagen bereits in der Urnenfelderzeit. Dort liegen sie nun sogar bei über 40%. Auch in der mittleren und späten Latènezeit bleiben sie auf ähnlich hohen Werten, bevor sie überraschenderweise in der Römerzeit wieder deutlich absinken (Stobbe 2008, 2010).
Betrachtet man die Fundstellendichte um die jeweiligen Pollenprofile (vgl. Karte der Fundstellen; nach A. Posluschny) und die Nichtbaumpollen-Werte der einzelnen Profile, so wird deutlich, dass sie einen direkten Bezug zueinander aufweisen. Die im Zentrum der Wetterau überdurchschnittlich hohen Nachweise urnenfelderzeitlicher Siedlungen lassen sich in den hohen Nichtbaumpollen-Werten in den Pollenprofilen wieder finden. In den Randlagen stehen entsprechend niedrigen Fundstellenzahlen in der Urnenfelderzeit auch vergleichsweise niedrige Nichtbaumpollen-Werte gegenüber. In der Hallstattzeit zeigen die Profile der Randlagen eine deutliche Steigerung der Nichtbaumpollen-Werte, die mit einer Zunahme der archäologischen Fundstellen in diesem Gebiet zusammenhängen dürfte. Der kleinräumige Vergleich von pollenanalytischen Daten eines ausreichend engmaschigen Netzes von hochauflösenden Pollendiagrammen stellt also ein Werkzeug dar, Siedlungszentren und -verlagerungen in der Landschaft zu registrieren (Stobbe 2008a; 2008b).

Besonders auffallend ist die intensive Landnutzung der Wetterau sowie vor allem der angrenzenden unteren Mittelgebirgslagen ab etwa 700 v. Chr., die sich anhand der palynologischen Daten abzeichnet. Zu dieser Zeit war der Ackerbau auf den Lössböden von großer Bedeutung und nahm an vielen Stellen eine größere Fläche ein als je zuvor (Nichtbaumpollen-Werte im Zentrum von 42% ohne Berücksichtigung der Süßgräser!). Neu dazu kam nun aber die Nutzung grundwasserbeeinflusster Auenböden, auf denen bislang Erlen- und Weidenbruchwälder stockten. Damit spiegeln sich neben der prinzipiellen Öffnung der Landschaft durch großflächige Rodungen auch Veränderungen in Art und Weise der Landnutzung wider: die Einbindung der Auen in den früheisenzeitlichen Wirtschaftsraum, wo nun Grünlandflächen für die Viehhaltung geschaffen wurden (Stobbe 1996, 2000; Stobbe und Kalis 2002, 2003) und zusätzlich die ackerbauliche Nutzung auf schlecht dränierten Böden. Auf Letzteres deuten zumindest die stetig vorkommenden Arten der Ackerkleinlingsgesellschaft (Centunculo-Anthocerotetum punctati) hin. Diese bedeutenden Veränderungen, die sich in der Eisenzeit hinsichtlich der praktizierten Landwirtschaftsmethoden entwickelt haben, sind zu einem nicht unwesentlichen Teil für den deutlichen Anstieg der Nichtbaumpollen verantwortlich.


Mönchborn   [zoom]


Aber auch auf der Microebene kam es mit dem Ausbau des Glaubergs zu auffälligen Veränderungen, denn die seit etwa 700 v. Chr. flächendeckend einheitliche Nutzung sowohl der östlichen Randlagen als auch der zentralen Wetterau löste sich auf und führte zu deutlichen Differenzierungen in den Kleinregionen. Zwischen 700 und 500 v. Chr. war es zur Ausdehnung von Weideflächen gekommen, die in Verbindung mit der gestiegenen Bedeutung der Tierhaltung zu sehen ist. In den nordöstlichen Pollendiagrammen zeichnet sich nun jedoch eine deutliche Wiederbewaldung ab, die möglicherweise mit einer Zentralisierung am Glauberg zusammenhängt (vgl. das Pollendiagramm, insbesondere die Buchenkurve). Bei einer großen Tierpopulation ist häufig die Arbeitskraft ein limitierender Faktor und eine eher extensive Viehwirtschaft kollidiert mit den Bedürfnissen einer hohen Bevölkerungszahl. Da auch am Glauberg vermutlich eine große Menschenzahl gebunden war, fehlte diese in der Landwirtschaft. Als Folge schrumpften die Herden und ehemalige Weidegebiete wurden aufgegeben und bewaldeten. Diese Entwicklung zeigt sich in den nordöstlichen Pollendiagrammen Mönchborn und Dorfwiese deutlich. Die Zentralisierung am Glauberg führte offensichtlich teilweise zur Umstellung der landwirtschaftlichen Praktiken, vor allem innerhalb der Viehzucht in den Randlagen. Die verstärkt ackerbaulich genutzte Wetterau und das unmittelbare Umfeld des Glaubergs waren dagegen von Wiederbewaldungen nicht betroffen (Stobbe 2008).



Analysierte Pollenprofile   [zoom]


















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NBP-Anteil in den Diagrammen   [zoom]




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Abb.UK   [zoom]








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Der Enzheimer Graben - Westprofil

Für die Erforschung der Aktivitäten auf dem Glauberg sind die on-site palynologischen Untersuchungen am Wall-Graben-System, südwestlich des Glaubergs, von Bedeutung (Stobbe 2005; 2009). In die Reste des ehemaligen Grabens trieben noch bis in das letzte Jahrhundert hinein die Glauberger ihre Gänse, wovon dieses heutige Ackergebiet (vgl. Abb.) auch seinen Namen „Gänsweiher“ trägt.
Als der bis zu 4,50 m tiefe und an dieser Stelle 14 m breite Graben entstand, war das Gebiet weitgehend entwaldet. Die Buche - als natürlich vorherrschende Baumart - spielte keine Rolle mehr. Erbaut wurde der Graben vermutlich im Februar/März. Darauf zumindest deuten die Pollenkörner von der unmittelbaren Sohle, die einem stark humosen, sehr feuchten schluffigen Material entnommen wurden (vgl. Abb.). Es konnten dort fast ausschließlich Baumpollen von den Arten Erle, Hasel, Birke und Esche gefunden werden. Diese Bäume blühen etwa alle zur gleichen Zeit, so dass die spezielle Pollenzusammensetzung des Spektrums zeigt, dass die Pollenkörner höchstwahrscheinlich im Februar/März auf der Grabensohle sedimentiert sind und nach kurzer Zeit von Nachrutschungen bedeckt wurden.
Nach dieser ersten instabilen Phase nach Fertigstellung des Grabens beruhigten sich die Verhältnisse, da vermutlich eine grasartige Vegetation mit ihrem dichten Wurzelwerk das Erdreich festigte. Insgesamt zeigen sich im von Nichtbaumpollen dominierten Spektrum gestiegene Kurven der Ruderalarten, die auf betretene Bereiche im Umfeld des Grabens deuten. Besonders interessant im unteren Abschnitt des Grabens ist das Auftreten größerer Mengen Tannenpollenkörner. Es überrascht, denn der Glauberg liegt weit außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes der Tanne. Auch im Graben der Heuneburg sind Tannenpollenkörner nachgewiesen worden (Rösch 2009). Dort werden sie mit dem Verbauen von Tannenholz erklärt, das donauabwärts zur Heuneburg geflößt wurde. Diese Erklärung scheidet am Glauberg aus, denn es gibt weder Holzfunde noch existiert ein Fluss, auf dem man die Stämme hätte flößen können. Allein die Tatsache, dass an zwei Fürstensitzen, die beide außerhalb der Wuchszone der Tanne liegen, diese Art pollenanalytisch nachzuweisen ist, deutet auf eine außergewöhnliche Wertschätzung des Baumes hin. Denkbar ist durchaus, dass im direkten Umfeld des Grabens Tannenholz genutzt wurde. Selbst eine Anpflanzung von Tannen an oder in der Nähe einer „Kultstelle“ wäre vorstellbar.

Nachdem das Wall-Graben-System längere Zeit gepflegt wurde, zeichnen sich oberhalb von 2,50 m im Pollendiagramm deutliche Veränderungen ab. Die Baumpollen-Werte steigen an und die Ruderalarten gehen deutlich zurück. Unter den Baumpollen nimmt nun die Buche mit 50% und mehr die dominante Stellung ein und auch die Linde und die Hainbuche zeigen gestiegene Werte. Oberhalb von 2 m setzen mittelalterliche Sedimente ein.

Flurst�ck   [zoom]

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Sediments�ulen Enzheimer Gr   [zoom]

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Der Ipf und das Nördlinger Ries (Randlagen)

An zwei Stellen nördlich und südlich vom Ipf konnten Vermoorungen beprobt werden, die eine Vegetationsrekonstruktion in der Bronzezeit und in der Eisenzeit ermöglichten. Profil Trochtelfingen liegt 4 km südlich vom Ipf in der Aue des Egers bei Trochtelfingen.
Profil Weidelwiesen liegt 1,8 km nördlich vom Ipf in der Sechta-Aue.

Nach den Ergebnbissen der Pollenanalysen herrschten im Subboreal, zu Beginn der späten Bronzezeit, im Nördlinger Ries haselreiche Eichenwälder vor und die sich nun ausbreitende Buche spielte im Vegetationsgefüge lediglich eine untergeordnete Rolle. In ausgedehnten Hartholzauenwäldern auf dem Talboden und Standorten mit mittlerem Wasserstand kamen Ulmen, Linden, Ahorne, Eichen und vor allem Eschen vor. Die Nichtbaumpollenwerte erreichen rund 10%. Sowohl die niedrigen Getreidepollenwerte als auch die wenigen Nachweise typischer Siedlungszeiger sprechen in dieser Zeit für einen lediglich moderaten menschlichen Einfluss auf die Umgebung. Vollkommen unberührt waren die feuchten Auenstandorte. Hier wuchsen Erlen und Weiden (vgl. Abb. Pollendiagramm).

Deutliche Veränderungen und damit Eingriffe in das Vegetationsgefüge zeichnen sich zu Beginn des 9. Jahrhunderts ab. Die Nichtbaumpollen-Werte steigen auf bis zu 30% an. Trotz der Öffnung und verstärkten Nutzung der Landschaft weist die Getreide-Kurve jedoch im Umfeld nicht auf eine Ausdehnung der Ackerbaustandorte hin. Dagegen lässt die Zunahme vom Spitzwegerich, Breitwegerich und von Beifuß in erster Linie einen Ausbau der Viehwirtschaft vermuten. Auch in den eschenreichen Wäldern der Auenregionen kam es zu Rodungen und es entwickelten sich dort stellenweise Grünlandstandorte.

Im 8. Jahrhundert v. Chr. zeigt sich in den Pollendiagrammen ein Ausgreifen der Nutzflächen bis in die Riesrandlagen, wo die bis dahin stellenweise noch vorhandenen Buchenwälder nun zum größten Teil gerodet wurden.
Die anthropogene Nutzung der Landschaft erreichte im 7. Jahrhundert ihren bisherigen Höhepunkt. Auch wenn die Nichtbaumpollen-Werte nur unwesentlich gestiegen sind, zeigt das gesamte Pollenspektrum deutliche Veränderungen. Gesunkene Werte der Eiche- und Hasel belegen, dass die lichten und haselreichen Eichenwirtschaftswälder nun nochmals reduziert wurden. Die Bedeutung des Gebietes am Riesrand lag aber weiterhin weniger in seiner Funktion als Ackerbauregion, sondern vielmehr als Grünlandstandort. Dies bestätigen auch die Geodaten für den Wirtschaftsraum im 6 km Umkreis um den Ipf (Fischer et al. 2010): Lediglich ein schmaler Streifen entlang der Aue der Eger weist mittlere Ackerqualitäten auf und darüber schließen sich fast ausschließlich arme Böden an, die als Standorte für mageres Grünland zu bewerten sind. Anders die Hänge oberhalb der Sechta-Aue. Das Pollendiagramm aus diesem Gebiet weist in dieser Zeit durchschnittliche Getreidewerte von rund 3% auf, gegenüber durchschnittlich unter 1% in Diagramm Trochtelfingen. Auch aufgrund der Geodaten, die auf den umliegenden Flächen deutlich bessere Bodenqualitäten als um Trochtelfingen aufweisen, lassen sich mehr Felder im Umfeld vermuten.


Trochtelfingen   [zoom]

Neben den fruchtbaren Lössstandorten der Hochflächen wurde in dieser Periode zusätzlich auch die gesamte Auenregion erschlossen (vgl. Abb. Feuchtwiesenanteile). Dass die Einbeziehung der feuchten Areale in das Wirtschaftssystem zu dieser Zeit eine große Rolle spielte, zeigt das nahezu zeitgleiche Auftreten im Umfeld des Glaubergs sowie der gesamten Wetterau (s.o.).

Feuchtwiesenant   [zoom]



Auch dort geht die Auennutzung mit einer allgemeinen Zunahme der landwirtschaftlichen Tätigkeiten einher. Durch die Reduzierung der wirtschaftlich sehr ergiebigen Wälder aufgrund der Anlage von neuen Siedlungsstellen und der Öffnung der Landschaft um Anbauflächen zu schaffen, wurden vor allem im Sommer die Weidemöglichkeiten der Tiere stark eingeengt, auch wenn nun mit einem erhöhten Anteil an Brachen zu rechnen ist. Ein Ausgleich dafür bot die Grünlandwirtschaft auf ackerbaulich nicht besonders ergiebigen Flächen. Es überrascht daher gar nicht, dass im Verlauf der Eisenzeit die Grünlandflächen ausgeweitet wurden und in Form von Feuchtgrünland ganz neue Standorte hinzukamen.
Die anthropogene Beeinflussung der Landschaft wirkte sich insgesamt auf die Genese der pollenanalytisch untersuchten Ablagerungen aus. Mineralische Schichten wurden abgelagert und stoppten bspw. in Trochtelfingen das bis dahin gleichmäßig und nahezu ungestörte Torfwachstum. Erst um die Zeitenwende setzte die Torfbildung erneut. Auch das Pollendiagramm aus der Sechta-Aue weist in diesem Zeithorizont stärkere Einträge von ungerundeten Steinchen auf, die auf Hangabspülungen hinweisen.




Trochtelfingen   [zoom]



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Sechta   [zoom]




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Dynamik der landwirtschaftlichen Nutzung im Umfeld von Ipf und Glauberg

Eine der zentralen Fragen im Schwerpunktprogramm ist die nach Art und Umfang der landwirtschaftlichen Produktion in der Älteren Eisenzeit. Es wurden daher einige quantitative Aspekte der früheisenzeitlichen Landnutzung, wie Größe der Anbauflächen und relative Anteile von Ackerbau und Viehweide, anhand archäopalynologischer Methoden verglichen und beurteilt sowie den potentiellen Nutzungsmöglichkeiten für Ackerbau und Viehzucht gegenübergestellt (Stobbe & Kalis 2010).
Für die hier vorliegenden Vergleiche ist ein Umkreis von 6 km gewählt worden, der auch bei den Berechnungen zum landwirtschaftlichen Ertragspotenzial als Grundlage dient (Fischer et al. 2010). Für die Interpretation der Ergebnisse werden die landschaftlichen Voraussetzungen in diesem Umkreis berücksichtigt, wie sie aus den kartografischen Grundlagen zu entnehmen sind. Für den Ipf und den Glauberg ergeben die Berechnungen der Nutzungspotentiale aufgrund der Bodengüte für den Wirtschaftsraum im 6 km-Radius sehr unterschiedliche Werte (vgl. Abb.). Rund um den Ipf sind nach heutiger Beurteilung 48% der Böden für Ackerbau lohnenswert, während knapp 43% den mageren Grünlandstandorten zugerechnet werden müssen. Der Rest von 9% wird als Feuchtgrünland bewertet (nach Fischer et al. 2010). Im Wirtschaftsraum des Glaubergs dagegen weisen rund 70% der Böden eine für Ackerbau mittlere bis hervorragende Güte auf und 30% stehen der Grünlandbewirtschaftung zur Verfügung. Hier hält sich der Anteil von Feuchtgrünland und Grünland auf trockenen Standorten in etwa die Waage (nach Kreuz & Friedrich 2007).


Das Verhältnis Baumpollen/Nichtbaumpollen im Umfeld des Ipf (Profil Trochtelfingen) und im Umfeld des Glaubergs (Profil Mönchborn und Heegheim) zeigt in der Periode vom 11. bis zum 9. Jahrhundert v. Chr. wenig Unterschiede. Die Nichtbaumpollen-Werte liegen in beiden Gebieten unter 20% und lassen eher einen moderaten anthropogenen Einfluss vermuten, der in beiden Gebieten auf einen ähnlichen Anteil zwischen Wald und Offenland schließen lässt (vgl. Abb. Nichtbaumpollen-Anteil).
Im 8. Jahrhundert v. Chr. driften die Verhältnisse zwischen beiden Regionen deutlich auseinander. In Profil Trochtelfingen steigen die Nichtbaumpollen-Werte auf 30%, während in Profil Heegheim und Profil Mönchborn die Werte unverändert bei 17% liegen. Dies ist erstaunlich, da im 6 km-Radius um den Glauberg 70% fruchtbare Ackerstandorte anzutreffen sind, wir aber zu dieser Zeit nur von einer sehr eingeschränkten, partiellen Nutzung ausgehen müssen. Im 6 km-Radius um den Ipf sind dagegen nur 48% als gute Ackerböden angegeben, obwohl aufgrund der Pollendiagramme seit dem 9. Jahrhundert eine wesentlich größere Offenheit der Landschaft und eine damit verbundene stärkere Nutzung der trockenen Standorte zu postulieren ist. Die Ausmaße von Offenland in der Riesrandlage sind zu dieser Zeit dagegen mit denen in der zentralen Wetterau zu vergleichen. Dort (Profil Salzwiese) erreichen die Nichtbaumpollen-Werte ab dem 11. Jahrhundert bereits über 30% (Stobbe 2008a, 2008b), die Buchenwerte lediglich 6% (vgl. Abb. Buchenwerte). Die daraus abzuleitende, starke Nutzung der zentralen Wetterau lässt sich, wie möglicherweise auch im Umfeld vom Ipf, durch die große Zahl archäologischer Fundstellen erklären. Offensichtlich wurde die Siedlungsplatzwahl nicht ausschließlich von der Bodengüte bestimmt, zumindest wenn man die heutigen Einschätzungen der Nutzungspotentiale um den Ipf zugrunde legt. Möglicherweise machten gerade die schlechten Bodenqualitäten eine stärkere Öffnung der Landschaft erforderlich, um eine mit dem Umfeld vom Glauberg vergleichbare Zahl an Personen zu ernähren.

NBP-W   [zoom]

Sowohl aus den Pollendiagrammen aus dem Glauberg-Gebiet als auch aus dem Ipf-Gebiet lassen sich während Hallstatt C erneut sehr ähnliche Vegetationsverhältnisse ableiten, mit Ausnutzung des gesamten zur Verfügung stehenden Wirtschaftsraumes. Ab dem 8. Jahrhundert ist davon auszugehen, dass der größte Teil der potentiellen Feuchtweidenstandorte als solche genutzt wurden. Die Frage dagegen, ob die 48% rund um den Ipf
bzw. die 70% rund um den Glauberg an potentiellen Ackerböden von mittlerer bis sehr guter Qualität tatsächlich auch unter Nutzung lagen, ist erheblich schwieriger zu beantworten. Wir versuchen uns dieser aktualistisch zu nähern, indem wir eine pollenanalytische Auswertung heutiger Oberflächenproben nutzen und mit den Ergebnissen aus den fossilen Pollenspektren vergleichen. Oberflächenproben aus dem Zentrum der Wetterau zeigen Baumpollen-Werte von im Schnitt 75%, bei einem heutigen Waldanteil von 18%. Im Umfeld des Pollendiagramms Heegheim ergeben die heutigen Baumpollen-Werte 77%, wobei der heutige Bewaldungsgrad im 5 km Radius bei 24% liegt (vgl. Abb. heutige Waldanteile).Der Vergleich dieser Daten mit denen aus der Hallstattzeit überrascht, denn die gemittelten Baumpollen-Werte in dieser Zeit erreichen lediglich 56% in Profil Salzwiese und 76% in Profil Heegheim. Ergab sich der heutige Baumpollenanteil aufgrund eines Bewaldungsgrads von 24% um den Glauberg und von 18% im Zentrum der Wetterau, so könnte man aus den ermittelten Baumpollenwerten in der Hallstattzeit schließen, dass im Gebiet vom Glauberg höchstens 20% des Flächenanteils zu dieser Zeit bewaldet war und in der zentralen Wetterau dieser Anteil noch deutlich niedriger lag. Seit der Hallstattzeit wurden die Nutzungspotentiale der trockenen Standorte vermutlich mindestens zu 80 % als Acker, alternierend mit Brachen bzw. magerem Grünland genutzt. Da zu diesem Zeitpunkt von vegetationsgeschichtlicher Sicht die Verhältnisse rund um den Ipf und rund um den Glauberg als vergleichbar zu bezeichnen sind, ist anzunehmen, dass diese Annäherungswerte auch auf das Nördlinger Ries übertragen werden können.

Baumpollenan   [zoom]


Die größten Vegetationsveränderungen im Umfeld der beiden Fürstensitze zeichnen sich im 7. Jahrhundert v. Chr. ab und lassen sich unmittelbar mit vielen anderen Beobachtungen im Gebiet der Fürstensitze verbinden. Die bereits für die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. postulierte Offenheit der Landschaft dürfte sich im Verlaufe des 7. Jahrhunderts v. Chr. nochmals verstärkt haben. Konnte
schon in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts aufgrund des Vergleichs mit heutigen Oberflächenproben geschlossen werden, dass das Gebiet noch zu maximal 20% bewaldet war, so zeigen die oben beschriebenen Ereignisse und nachgewiesenen Erosionsvorgänge im 7. Jahrhundert v. Chr. eine nochmalige Zunahme der Nutzungsintensität. Die maximal 20%ige Bewaldung im 6 km Wirtschaftsraum der Fürstensitze Ipf und Glauberg bestand in erster Linie aus Eichenwirtschaftswäldern. Naturnahe Bestände sind in den zentralen Gebieten zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten.





Landwirtschaftliches Ertrags   [zoom]






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Letzte Änderung: 31.05.2010